Das Unglück des Carl Skerhut im Hafen von New York
Eine Familienforscherin, deren Vorfahren aus Groß Peterwitz stammen, hat im Zeitungs-Archiv der Universität Hamburg einen sehr interessanten Artikel gefunden, in dem von einem tragischen Unglücksfall des Carl Skerhut (* 09.02.1886 in Groß Peterwitz) im Hafen von New York berichtet wird.
Carl Skerhut war der zweite Sohn des Bauergutsbesitzers Peter Skerhut (1859 - 1936) und dessen Ehefrau Anna Krautwurst aus Stolzmütz, die ihm sechs Kinder gebar, von denen eines nur sechs Jahre alt wurde und das letzte Kind zwölf Tage nach der Geburt starb. Die Mutter starb darauf am 09.11.1893. Carl Skerhut war da erst sieben und ein halbes Jahr alt.
Der Vater heiratete dann am 02.07.1895 die Anna Marie Lamla aus Klein Peterwitz. Die beiden bekamen zehn Kinder, von den aber vier schon im Kindesalter starben.
Carl konnte oder wollte nicht Bauer in Groß Peterwitz werden. Er wollte die Welt sehen. Wir wissen nicht, wann er in Hamburg, dem Tor zur Welt, ankam, um von dort aus in der weiten Welt sein Glück suchen.
Doch kam es aber ganz anders, wie das „Hamburger Echo“ vom 15.01.1913 über eine Verhandlung des Seeamts in Hamburg, das Umstände und Ursachen von Unfällen auf See ermittelt, berichtet:
Während der zur Hamburg-Amerika-Linie gehörige Dampfer President Lincoln am 25. November v. J. [im Artikel steht hier fälschlich Dezember, siehe unten] in dem Hafen von New York lag, wurde morgens um 9 ½ Uhr der Kochsmaat [ein Gehilfe des Kochs] Karl Skerhut, geboren am 9. Februar 1886 in Groß Peterwitz im Kreise Ratibor, von Schauerleuten beim Öffnen der Zwischendecksluke zum Raum 111 im Unterraum als Leiche aufgefunden. Es wurde konstatiert, dass ein Bruch der Schädelbasis den sofortigen Tod des Verunglückten herbeigeführt hatte. Es wird angenommen, dass der Kochsmaat hat Kartoffeln holen wollen und dass er er die verriegelte Tür in dem um die Luke gezogenen Holzschott im Proviantraum geöffnet hat und dann bei einem Fehltritt in den Unterraum abgestürzt ist. Die direkt in den Kartoffelraum führende Tür fand man verschlossen. Er wird also versucht haben, auf Umwegen in den Kartoffelraum zu gelangen.
Bild der President Lincoln: http://www.schiffe-maxim.de/Lincoln.htm
Das Seeamt vernimmt 4 Zeugen und verkündet dann folgenden Spruch:
„Der Kochsmaat Karl Skerhut ist am 25. November 1912 auf dem Dampfer President Lincoln durch Sturz in den Unterraum tödlich verunglückt.
Der Unfall ist darauf zurückzuführen, dass der Kochsmaat, der Kartoffeln aus dem Kartoffelraum holen wollte, nicht abwartete, dass der Küper ihm die richtige Tür aufschloß und ihm auf dem Gange zum Kartoffelraum leuchtete, sondern den Raum allein durch eine andere verriegelte Tür betrat und nunmehr durch die unbeleuchtete offene Luke abstürzte.
Eine Anbringung eines Geländers an dem schmalen um die Luke herumführenden Gang ist zu empfehlen.
Die Schiffsleitung trifft an dem Unfalle keine Schuld.“
Diese Empfehlung kam für Carl Skerhut zu spät. Wir können uns aber jetzt an ihn und seine Suche nach dem Glück in der weiten Welt erinnern.
Auch das Leben seines Vaters endete tragisch. Die Zeitung NOWINY CODZIENNE berichtet in ihrer Ausgabe am 8. Februar 1936 aus Ratibor (sinngemäß übersetzt):
In Groß Peterwitz ist der 77-jährige Peter Skerhut beim Beschneiden eines Baumes von der Leiter gestürzt und erlitt dabei tödliche Verletzungen.
Jan-Owe Zimmer (2024)